Vierter landesweiter Mitgliederabend

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"Chancengleichheit & Geschlechtergerechtigkeit durch Gendern?! - Sinnvolle & realistische Zukunftsperspektiven"

Am Montag, den 12. Juli 2021 lud der RCDS Sachsen zum vierten landesweiten Mitgliederabend ein. Das zweistündige Treffen fand auf Zoom statt und bot den fast 30 Teilnehmern das Thema „Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit durch Gendern?! - Sinnvolle und realistische Zukunftsperspektiven“. Zur Stärkung unserer Kooperation mit dem Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS) war die Einladung vorher auch im Jungen VDS verschickt worden, weshalb wir einige Gäste zu begrüßen hatten.

Hauptgast war jedoch Dr. Christoph Ploß MdB, CDU-Vorsitzender in Hamburg und wohl prominentester Gender-Kritiker der CDU. Er diskutierte gemeinsam mit Dr. Holger Klatte, Sprachwissenschaftler und Geschäftsführer des VDS, den Umgang mit unserer Sprache und die Fallstricke, die sich dadurch zunehmend ergeben.

Ist die sogenannte Gendersprache überhaupt inklusiv und diskriminierungsfrei?

Schnell wurde in den Impulsvorträgen eines klar: Das Anliegen, jeden Menschen anzusprechen, ist längst nicht mehr Ziel der Debatte. Die sogenannte Gendersprache droht vor allem an Universitäten, Schulen und sogar schon im persönlichen Umfeld Menschen auseinander zu dividieren und Unterschiede zu machen, die vor der Diskussion eigentlich gar nicht in den Köpfen der Menschen präsent waren.

Christoph Ploß stellte zu Anfang zwei Thesen auf: „Sprache ist wichtig für unsere Kultur. Außerdem braucht Sprache gewisse Grundregeln.“ Es gelte eben nicht der oft beschworene Ansatz, dass jeder so sprechen und schreiben könne, wie er wolle. Auch Sätze wie „Es gibt kein richtig oder falsch.“ sind schlichtweg unwahr. Gerade im öffentlichen Raum muss Sprache klaren Regeln folgen. Und das nicht nur, um das Lesevergnügen nicht einzuschränken. Vielmehr müssen sich staatliche und öffentliche Einrichtungen an die klaren Regeln der deutschen Sprache halten, diese könnten auch nicht einfach durch die Gängelung der Mehrheit von einer Minderheit geändert werden (der Großteil der Deutschen lehnt das Gendern mit Sternchen o. ä. falsch gesetzten Satzzeichen ab).

Weiterhin verdeutlichte Ploß die Relevanz für Kultur und Zusammenleben mit dem Beispiel, dass die deutsche Sprache eben auch beteiligt war an der Wiedervereinigung Deutschlands, weil sie die Bestrebungen zur deutschen Einheit bestärkte und sich im Umgang miteinander niederschlug. Aktuell ist in diesem Sinne hingegen eher eine Fragmentierung der Gesellschaft zu bemerken. Die Debatte werde der Bevölkerung zunehmend aufgezwungen und immer ideologisierter geführt. Darüber hinaus ist Sprache zum kommunikativen Austausch gedacht, durch die Einteilung der Gesellschaft in Gruppen erreiche die sog. Gendersprache jedoch eher eine weitere Spaltung und schließe in größerem Maße Menschen von der Teilhabe aus. Menschen definieren sich dann über persönliche Identitäten und bleiben in ihrer Gruppe, ein empathisches Hineinversetzen in andere Gruppen ist immer weniger möglich, was auch eine authentische Politik zunehmend erschweren wird.

Diese Probleme gab es vorher wohl nicht. Das liegt vermutlich auch daran, dass das generische Maskulinum (was nicht mit dem sexuellen Geschlecht gleichzusetzen ist) die inklusivste Form ist, die die deutsche Sprache zu bieten hat. Das generische Maskulinum ist nämlich nicht mit dem sexuellen Geschlecht gleichzusetzen. Das Genus beschreibt beschreibt explizit nicht männlich oder weiblich. Vielmehr kann "die Person“ sowohl männlich als auch weiblich sein. Mehr noch, so Dr. Klatte vom VDS: „Das generische Maskulinum schließt sogar sich divers fühlende Personen mit ein.“ Es sei eine geniale linguistische Erfindung, die leider lediglich durch ihre Bezeichnung als generisches Maskulinum im 18. Jahrhundert problematisch geworden sei. Hier versucht nun eine laute Minderheit zur Umerziehung anzusetzen, sprachwissenschaftlich und realpolitisch scheint sie jedoch auf dem Holzweg zu sein. Christoph Ploß erklärte weiter, dass man in der deutschen Sprache die Chance hätte, eben auch feine Nuancen deutlich zu machen, wobei er hier auch auf die Bezeichnungen „Student und Studierender“ einging und zeigte, dass bereits Johann Wolfgang von Goethe diese Worte nutzte, sich jedoch der unterschiedlichen Bedeutung tiefgründiger bewusst war, als dies bei Gender-Ideologen der Fall zu sein scheint. Ein „Studierender“ ist schlichtweg eben kein Student“. Ebenso wenig ist ein „verunfallter Autofahrender“ noch ein „Autofahrender“. Darüber hinaus kann mit der bewussten Nutzung von „Studentinnen und Studenten“ eine feine Nuance verdeutlicht werden, die durch das Wort „Studenten“ aber sowieso explizit mit eingeschlossen und nicht nur „mitgemeint“ ist.
Die feinen Nuancen der deutschen Sprache drohen immer mehr zu verwässern, wenn die Regeln der deutschen Sprache im Gender-Bereich missachtet werden.

Regelungen der deutschen Sprache

Apropos Regeln: Ein staatliches Verbot des Genderns mit Sternchen oder anderen falsch verwendeten Satz- bzw. Sonderzeichen, wie es beispielsweise in Frankreich neuerdings erlassen wurde, ist in Deutschland nicht so einfach möglich. In Fragen der deutschen Rechtschreibung ist der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ (auch Rechtschreibrat) die maßgebende Instanz, merkt Holger Klatte an. Dieser gibt vor, was im Bereich der Rechtschreibung richtig und falsch ist und das nicht nur für Deutschland, sondern für alle deutschsprachigen Länder. Denn im Rechtschreibrat sind neben Deutschland auch Österreich und Schweiz sowie Vertreter aus Liechtenstein, Bozen-Südtirol, Belgien stimmberechtigt. Zusätzlich ist Luxemburg beratendes Mitglied.

Vorgehen gegen Genderzwang

Christoph Ploß berichtet von den Bestrebungen, die Entwicklungen einzudämmen und zieht hierfür den Parteitagsbeschluss der CDU Hamburg hinzu, der mit überwältigender Mehrheit ein verpflichtendes Gendern in Behörden und öffentlichen Bereichen ablehnt. Mehr noch: es geht explizit um eine Aufforderung, die geltenden Regeln der Rechtschreibung umzusetzen und diese beinhalten weder Sternchen noch Unterstriche oder andere Kuriositäten. Diese haben im öffentlichen und staatlichen Bereich nichts verloren! Es geht hierbei allerdings eben nicht um ein Verbot, sondern lediglich um die Einhaltung geltender Normen.

Holger Klatte gibt an, dass der Verein Deutsche Sprache Site an Seite mit denen steht, die sich einem Genderzwang ausgesetzt fühlen. Aktuell geht es zum Beispiel um eine Klage bei VW, in der ein Mitarbeiter gegen verpflichtendes Gendern am Arbeitsplatz klagt. Außerdem erreichen den VDS viele Anfragen von Studenten aus deutschen Universitäten (übrigens sowohl männliche als auch viele weibliche Studenten), die sich durch Professoren oder Dozenten unter Druck gesetzt fühlen und mit notentechnischen Benachteiligungen zu rechnen haben, wenn sie sich dem ideologisierten Sprachzwang nicht anpassen. Der VDS bietet hier ebenfalls Unterstützung an und steht mit Beratungen sowie Informationen zur Verfügung.

Wir sind uns auch beim RCDS einig, dass nicht nur der Schutz unserer Sprache ein wichtiger Punkt ist, sondern in gleichem Maße der Schutz derer, die sich unter Konformitätsdruck gesetzt sehen und durch die sogenannte Gendersprache diskriminiert werden. Es darf nicht sein, dass jemand, der sich an geltende Regeln und Normen hält, bestraft wird. Gleichzeitig machen wir uns stark für die Erhaltung der Normen und stellen uns gegen die Verwässerung im Alltag oder auch in der Bildung. Denn hier folgt das nächste Problem: An der gesamten Debatte zeigt sich ein gewisser Bildungszerfall (s. Beispiele oben), dem wir entgegenwirken müssen. Darum darf es insbesondere an Schulen keine Gendersprache geben!

Folgen der Gendersprache

Die Gendersprache grenzt mehr aus, als dass sie inklusiv wirkt. Was jedoch noch schlimmer ist, ist die Radikalisierung durch die Debatte. Der Diskurs verschiebt sich immer mehr an die politischen Ränder. Dies ist vermutlich auch dadurch bedingt, dass die bürgerlichen Leistungsträger meist arbeitsintensive Berufe haben, in denen solche Debatten schlicht nicht zielführend sind und die Effektivität bzw. Konstruktivität erheblich behindern. Die breite Bevölkerung lehnt das Gendern zwar ab, oft haben diese Menschen aber weniger Zeit und Muße, derartig polemische und ideologisierte Diskussionen zu führen. Darum ist hier insbesondere Aufklärungsarbeit gefragt -
ebenso wie ein klares Zeichen der Politik. Sonst kommen wir bald in einen Zustand, in dem der Weg für Populisten und Radikale geebnet ist und keiner mehr mit kühlem Kopf überlegt, wie wir unsere Gesellschaft zusammenhalten. Vorläufer finden sich bereits jetzt im Bereich des Queer-Feminismus, wo jedes Geschlecht negiert wird und durch neoliberale Konzepte aufgehoben werden soll. In diesem Punkt stellt Christoph Ploß eindeutig klar: „Da müssen wir ansetzen, es ist unsere Aufgabe als Christdemokraten, deutlich zu machen, wohin die Genderdebatte führen kann und dass wir uns als Gesellschaft eher auseinander bewegen, als dass wir zusammenrücken.“ Hierbei gehe es nicht darum, individuelle Befindlichkeiten zu ignorieren. Dennoch lebt eine Gesellschaft gerade von Unterschieden, die gut sind und herausgehoben werden dürfen. Sonst geben wir dem Populismus einen fruchtbaren Nährboden.

Aus diesen Gründen werden wir uns als RCDS dafür einsetzen, an Hochschulen, im öffentlichen und privaten Bereich aufeinander zuzugehen und mit Verstand sowie Realismus die Gestaltung der Gesellschaft vorzunehmen - ohne Sternchen, ohne Unterstrich, ohne falsche Rechtschreibung.

Wenn Ihr uns dabei unterstützen wollt, unterschreibt auch gern die Petition des RCDS-Bundesvorstands.

Wir danken Dr. Christoph Ploß MdB sowie Dr. Holger Klatte für ihren Besuch und freuen uns auf weitere Treffen. Herzlichen Dank auch an den Verein Deutsche Sprache für die gute Unterstützung und den wertvollen Kontakt.