Ist die sogenannte Gendersprache überhaupt inklusiv und diskriminierungsfrei?
Schnell wurde in den Impulsvorträgen eines klar: Das Anliegen, jeden Menschen anzusprechen, ist längst nicht mehr Ziel der Debatte. Die sogenannte Gendersprache droht vor allem an Universitäten, Schulen und sogar schon im persönlichen Umfeld Menschen auseinander zu dividieren und Unterschiede zu machen, die vor der Diskussion eigentlich gar nicht in den Köpfen der Menschen präsent waren.
Christoph Ploß stellte zu Anfang zwei Thesen auf: „Sprache ist wichtig für unsere Kultur. Außerdem braucht Sprache gewisse Grundregeln.“ Es gelte eben nicht der oft beschworene Ansatz, dass jeder so sprechen und schreiben könne, wie er wolle. Auch Sätze wie „Es gibt kein richtig oder falsch.“ sind schlichtweg unwahr. Gerade im öffentlichen Raum muss Sprache klaren Regeln folgen. Und das nicht nur, um das Lesevergnügen nicht einzuschränken. Vielmehr müssen sich staatliche und öffentliche Einrichtungen an die klaren Regeln der deutschen Sprache halten, diese könnten auch nicht einfach durch die Gängelung der Mehrheit von einer Minderheit geändert werden (der Großteil der Deutschen lehnt das Gendern mit Sternchen o. ä. falsch gesetzten Satzzeichen ab).
Weiterhin verdeutlichte Ploß die Relevanz für Kultur und Zusammenleben mit dem Beispiel, dass die deutsche Sprache eben auch beteiligt war an der Wiedervereinigung Deutschlands, weil sie die Bestrebungen zur deutschen Einheit bestärkte und sich im Umgang miteinander niederschlug. Aktuell ist in diesem Sinne hingegen eher eine Fragmentierung der Gesellschaft zu bemerken. Die Debatte werde der Bevölkerung zunehmend aufgezwungen und immer ideologisierter geführt. Darüber hinaus ist Sprache zum kommunikativen Austausch gedacht, durch die Einteilung der Gesellschaft in Gruppen erreiche die sog. Gendersprache jedoch eher eine weitere Spaltung und schließe in größerem Maße Menschen von der Teilhabe aus. Menschen definieren sich dann über persönliche Identitäten und bleiben in ihrer Gruppe, ein empathisches Hineinversetzen in andere Gruppen ist immer weniger möglich, was auch eine authentische Politik zunehmend erschweren wird.
Diese Probleme gab es vorher wohl nicht. Das liegt vermutlich auch daran, dass das generische Maskulinum (was nicht mit dem sexuellen Geschlecht gleichzusetzen ist) die inklusivste Form ist, die die deutsche Sprache zu bieten hat. Das generische Maskulinum ist nämlich nicht mit dem sexuellen Geschlecht gleichzusetzen. Das Genus beschreibt beschreibt explizit nicht männlich oder weiblich. Vielmehr kann "die Person“ sowohl männlich als auch weiblich sein. Mehr noch, so Dr. Klatte vom VDS: „Das generische Maskulinum schließt sogar sich divers fühlende Personen mit ein.“ Es sei eine geniale linguistische Erfindung, die leider lediglich durch ihre Bezeichnung als generisches Maskulinum im 18. Jahrhundert problematisch geworden sei. Hier versucht nun eine laute Minderheit zur Umerziehung anzusetzen, sprachwissenschaftlich und realpolitisch scheint sie jedoch auf dem Holzweg zu sein. Christoph Ploß erklärte weiter, dass man in der deutschen Sprache die Chance hätte, eben auch feine Nuancen deutlich zu machen, wobei er hier auch auf die Bezeichnungen „Student und Studierender“ einging und zeigte, dass bereits Johann Wolfgang von Goethe diese Worte nutzte, sich jedoch der unterschiedlichen Bedeutung tiefgründiger bewusst war, als dies bei Gender-Ideologen der Fall zu sein scheint. Ein „Studierender“ ist schlichtweg eben kein Student“. Ebenso wenig ist ein „verunfallter Autofahrender“ noch ein „Autofahrender“. Darüber hinaus kann mit der bewussten Nutzung von „Studentinnen und Studenten“ eine feine Nuance verdeutlicht werden, die durch das Wort „Studenten“ aber sowieso explizit mit eingeschlossen und nicht nur „mitgemeint“ ist.
Die feinen Nuancen der deutschen Sprache drohen immer mehr zu verwässern, wenn die Regeln der deutschen Sprache im Gender-Bereich missachtet werden.