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Stellungnahme zum Staatsexamen Lehramt an sächsischen Universitäten

RCDS Sachsen lehnt Online-Petition zum Lehramtsstaatsexamen ab

Der RCDS Sachsen lehnt die Petition „Für eine faire Lehrer*innenbildung in Sachsen - Staatsexamen auf wiss. Arbeit reduzieren“, initiiert durch das Referat für Lehramt des Student_InnenRates der Universität Leipzig, zum aktuellen Zeitpunkt ab. Die derzeitige Ausnahmesituation darf nicht für Schnellschüsse oder gar die eigenen politischen Ambitionen ausgenutzt werden. Es ist daher völlig unverantwortlich, in dieser herausfordernden Zeit grundlegende strukturelle und permanente Änderungen an der Lehramtsausbildung in Sachsen herbeizuführen oder zu fordern. Die hochqualitative Lehramtsausbildung in Sachsen darf nicht durch den Ruf nach einfacheren Prüfungsbedingungen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Staatsexamen am Beispiel Medizin

Nichtsdestotrotz ist offenkundig, dass die Staatsexamensprüfungen für das Lehramt in diesem Jahr nicht wie üblich stattfinden können. Der RCDS Sachsen fordert daher analog zum Staatsexamen Medizin, den bereits zur Prüfung angemeldeten Studenten die Wahlfreiheit zu ermöglichen, ob sie das Staatsexamen im Sommer 2020 oder im Winter 2020/21 ablegen. Die mündlichen Prüfungen sollen, sofern es die epidemiologische Lage und vertretbare Hygienemaßnahmen zulassen, persönlich oder digital stattfinden. Sie stellen insbesondere die fachwissenschaftliche und -didaktische Qualifikation der Lehramtsanwärter sicher. Die Sächsische Lehramtsprüfungsordnung soll dementsprechend durch das SMK abgeändert werden.

Bildungswissenschaften reformbedürftig

Der RCDS Sachsen erachtet die Bildungswissenschaften im sächsischen Lehramtsstudium für grundsätzlich reformbedürftig. In ihrer derzeitigen Form leisten sie keinen substanziellen Beitrag zur Vorbereitung auf die spätere Lehrtätigkeit. Der RCDS setzt sich deshalb grundsätzlich dafür ein, die Fachdidaktik gegenüber den Bildungswissenschaften im Lehramtsstudium zu stärken. Ferner kritisiert der RCDS, dass die bildungswissenschaftliche Ausbildung der Lehramtsstudenten teilweise durch politisch-ideologische Konzepte vereinnahmt ist. Aus diesen Gründen erachtet es der RCDS Sachsen im Sinne der Qualitätssicherung für zumutbar, die bildungswissenschaftliche Prüfung im Sommer 2020 einmalig ausfallen zu lassen. Zukünftig sollten die Bildungswissenschaften an die tatsächlichen Ansprüche des Lehrerberufs angepasst werden.

Ein bildungswissenschaftlicher Prüfungsteil im Rahmen des Staatsexamens Lehramt ist nach Auffassung des RCDS auch unter neuen Bedingungen in Hinblick auf eine zu große Belastung der Studenten im letzten Studiensemester nicht sinnvoll.

"Ich denke, dass der Vorschlag des RCDS zum aktuellen Zeitpunkt ein adäquater Kompromiss ist. Langfristig gesehen gibt es, besonders in Hinblick auf die Bildungswissenschaften, erheblichen Reformbedarf."

Karl Johann Schwarzer, 6. Semester, Gymnasiallehramt Deutsch / Ethik