Buero

Mitgliederabend mit dem VDS

Auftaktveranstaltung zur Kooperation mit dem VDS e. V.

Am 24.März 2021 fand ein landesweiter Mitgliederabend des RCDS Sachsen statt, der in Kooperation mit dem Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) durchgeführt wurde. Diese digitale Veranstaltung stellte den Auftakt unserer gemeinsamen Kooperation mit dem VDS dar, mit der wir dem zunehmenden Verfall der deutschen Sprache auch an Hochschulen entgegenwirken wollen. Gerade dort entwickelt sich der Sprachgebrauch zunehmend in eine Richtung, die von Veränderungen durch Anglizismen oder die geforderte Verwendung der sogenannten geschlechtergerechten Sprache bzw. Gendersprache geprägt ist. Das Thema der geschlechtergerechten Sprache haben wir uns für den Mitgliederabend herausgesucht und wollten sprachwissenschaftliche und historische Aspekte ebenso diskutieren, wie auch die Frage, wie gerecht diese Sprache denn wirklich ist.

Zu Gast war als Referent und Sachverständiger Herr Claus Günther Maas, der beim VDS die Arbeitsgruppe „Deutsch in der Schule“ leitet und sich in diesem Rahmen mit Deutsch als Bildungssprache beschäftigt. Er selbst hat als Deutschlehrer mit vielen Fällen zu tun, in denen er die zunehmende Veränderung der Sprache beobachtet. Darüber hinaus stellte er mit der Arbeitsgruppe in einer Umfrage fest, dass die Kenntnis unserer deutschen Sprache und der korrekte Einsatz von Rechtschreibung bzw. Grammatik vor allem in der Schriftsprache rückläufig ist.

Historie und Entwicklung der „Gendersprache“

Wir starteten fachlich und informativ mit einem Impulsvortrag von Claus Günther Maas, der das Thema „Gendersprache“ von Grund auf wissenschaftlich aufarbeitete. Hierbei gingen die Gedanken vom Ursprung der Genderidee mit den Werken Luise Puschs über den Vergleich zu anderen Sprachen (z. B. Englisch), bis hin zu den Irrwegen und provokativen Aktivitäten der Gendersprachaktivisten. Schnell wurde deutlich, dass der Grundgedanke der Geschlechtersensibilität zwar ein hehres Ziel sein mag, dass aber die Verwendung von Sternen, Doppelbezeichnungen oder sonstigen grammatikalisch falschen Sonderzeichen in Wörtern zu Problemen und Ausgrenzung führen kann und vor allem eines ist: ideologisch motiviert. Von dem teilweise angestrebten Zwang zur Nutzung dieser Sprache ganz zu schweigen. In Zeiten, da die Freiheit von Forschung und Lehre oft angemahnt werden muss, sollte auch die freiheitliche Verwendung der Sprache nicht vergessen werden. Einen Zwang oder subtiles Aufzwingen bestimmter Sprachnormen durch einige übermotivierte Aktivisten lehnt der RCDS vehement ab.

Weiterhin ging es um die sprachwissenschaftlichen Grundlagen und genderlinguistische Hypothesen. Vor allem brachte Herr Maas hier die oft fehlgedeutete und missinterpretierte Unterscheidung von Genus und Sexus an, wobei sich aus der Verwendung eines Genus, das ein grammatikalisches Charakteristikum darstellt, niemand sexuell oder persönlich diskriminiert fühlen könne. Derlei Gefühle und Gedanken seien eben immer noch Gefühle und Emotionen, über die man reden könne, die jedoch im konstruktiven Diskurs selten zielführend sind und eher verwirren, denn helfen.

Von den genderlinguistischen Hypothesen Damaris Nüblings, Gabriele Diewalds und Anatol Stefanowitschs gingen wir zu persönlichen Erfahrungen über. So stellte sich heraus, dass der Satz „Sprache erzeugt Bilder in unseren Köpfen, sie beeinflusst unser Denken“ auch in einer anderen Ausprägung wahrgenommen werden kann. Wenn man vom „Bäcker“ oder vom „Arzt“ spricht, sehen wenige vor ihrem inneren Auge nur Männer, die diese Berufe ausüben. Vielmehr geht es um persönliche Erfahrungen und Gedanken, die uns prägen –aber diese sind eben persönlich und frei. Dass man sich über bestimmte Wahrnehmungsmöglichkeiten von „politisch nicht korrekter Sprache“ Gedanken machen sollte, ist sicher wichtig und gehört zweifelsfrei zum guten Ton bzw. zur Frage der Höflichkeit. Ideologisch motivierte und diktierte Konzepte umzusetzen, hat mit dem Ursprungsgedanken jedoch wenig zu tun.

Darüber hinaus muss beachtet werden, dass die Sprache selbst nicht Vorstellungen schafft, wie oft behauptet, sondern lediglich reale Vorstellungen weckt. So weckt beispielsweise das Wort „Forscher“ in uns die Vorstellung von einem berühmten Forscher, dessen Geschlecht für unsere Vorstellung nebensächlich ist und die besondere Leistung und Berühmtheit im Vordergrund steht. Besonders deutlich wird dies bei „Politiker“, wo sich viele die derzeitige Bundeskanzlerin Angela Merkel vorstellen.

Außerdem stellen gewisse Bestrebungen der Duden-Redaktion, die Sprache in einer Weise zu formen, die gesellschaftlich wenig anerkannt und für den Alltag impraktikabel ist, schlichtweg nicht nur einen wirklichkeitsfernen Aktionismus dar, streng genommen sind sie einfach grammatikalisch falsch. „Zum Bäcker gehen“ bedeutet genauso wie „zum Arzt gehen“ nicht automatisch, dass es ein männlicher Bäcker oder Arzt sein muss –dies wird sicher schnell beim Nachdenken über die eigene Realität bewusst.

Demgegenüber steht jedoch der Moment, in dem Menschen explizit angesprochen werden. So ist es durchaus vertretbar und angebracht, einen vollen Hörsaal von Studenten mit „Liebe Studentinnen und Studenten“ zu begrüßen, für Herrn Maas sind auch geschlechtsneutrale Formulierungen wie „Studierende“ durchaus denkbar.

Alternativen zu und Argumente gegen sog. Gendersprache

Besonders hervorstechend war an diesem Mitgliederabend die zielgerichtete Lösungs-und Alternativsuche, da wir uns versuchten, in die Lage derer zu versetzen, die sich durch vermeintlich „geschlechterungerechte“ Sprache benachteiligt fühlen. Für uns ist es selbstverständlich, dieses in der Gesellschaft oft stark verhärtete und emotionale Thema offen und fachlich anzugehen.

Gegenargumente gibt es dennoch reichlich:

  1. Sogenannte „Genderleitfäden“ sind oftmals ideologisch begründet und genießen durch die geltenden Sprachnormen keinen Rückhalt.
  2. Laut Urteil des BGH vom 13. März 2018 gilt die Verwendung des „generischen Maskulinums“ als „geschlechtsneutral“ (allerdings kann dies bei der expliziten Anrede von Personen anders aussehen.)
  3. Die Verwendung von Sonderzeichen (wie Stern, Unterstrich, Doppelpunkt oder was bald noch dazukommt) sowie die Verwendung eines Binnen-I sind nach geltenden Rechtschreibregelungen nicht korrekt. Zwei Tage nach unserer Veranstaltung befand der Rat für deutsche Rechtschreibung, dass „Gender-Signaturen“ (wie Unterstrich und Binnen-I) keine korrekte Orthographie darstellen, womit Forderungen der Verwendung solcher durch Hochschullehrer und Dozenten nicht zulässig sein dürften.

Nach umfangreicher Debatte zeichnete sich für uns ab, dass der wohl eleganteste Weg zum Umgang mit Gendersprache das gekonnte Umgehen ist. Zudem sei hier erwähnt, dass jeder ein Anrecht auf eine angemessene Anrede ohne Gendersignaturen hat.

Danke für diesen inhaltsreichen Abend!